Leverkusener warten auf Umweltanalyse

(PR/PW) Drei Tage nach der verheerenden Explosion in der Müllverbrennungsanlage im Chempark in Leverkusen-Bürrig warten die Leverkusener jetzt auf die Umweltanalyse. Das Landesumweltamt hatte zum Ende der Woche Ergebnisse angekündigt. 

© Hörerfoto: Carlos Matias Kulessa

Gestank wohl nicht gefährlich

Immer wieder wurde von einem seltsamen Gestank berichtet, auch am Donnerstag noch. Dieser Geruch sei aber nicht gefährlich, Messfahrzeuge hätten keine bedenklichen Stoffe festgestellt, so der Chempark.

Zahl der Toten steigt auf fünf

Seit Donnerstag ist die Zahl der Toten auf fünf gestiegen, zwei weitere Menschen werden noch vermisst. Der Chempark geht allerdings nicht davon aus, sie noch lebend zu finden. Aussagen zum Alter der Getöteten werden die Ermittlungsbehörden bis zur abschließenden Identifizierung nicht bekannt geben. Die Staatsanwaltschaft hat die Obduktion der Verstorbenen veranlasst. Nach der Explosion ermittelt die Kölner Polizei jetzt wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung. Das hat die Polizei mitgeteilt. Sie hat unter Leitung der Staatsanwaltschaft eine Ermittlungsgruppe eingerichtet.

Das Ermittlungsverfahren richte sich gegen Unbekannt. Seit Donnerstagmorgen begutachten die Ermittelnden der Kölner Polizei den Unglücksort, die Arbeiten würden wohl den ganzen Tag über andauern, so ein Polizeisprecher. Es sei eine «Puzzlearbeit» und unwahrscheinlich, dass die Unglücksursache sofort herausgefunden werde. Generell würden Feuerwehr und Polizei aller Voraussicht nach noch mehrere Tage lang am Brandort im Einsatz sein.

Keine akute Gefahr durch Rauchwolke in Köln

Die Ursache für das Feuer ist bislang noch unklar – genauso wie die Antwort auf die Frage, ob nach der Explosion giftige Stoffe in die Wohngebiete getragen wurden. Das nordrhein-westfälische Landesumweltamt, LANUV, hat in der Rauchwolke zwar Dioxine, also Schadstoffe, gefunden. Entscheidend für die Giftigkeit sei aber die Konzentration. Das Ergebnis dazu steht noch aus. Selbst wenn die Konzentration höher sein sollte, gehe es in erster Linie aber um Gesundheitsvorsorge und nicht um eine akute Gefahr, so das LANUV weiter. 

Kritik an spärlicher Kommunikation

Nach der Explosion hagelt es außerdem Kritik: Viele Menschen finden, dass die Kommunikation vom CHEMPARK aus zu spärlich ausfällt. Das wurde während des Brands dadurch erschwert, dass viele Falschmeldungen durch die sozialen Netzwerke für Verunsicherung sorgten. Lars Friedrich vom CHEMPARK sagt, man habe so schnell es geht als erste Maßnahme die Warnung ausgesprochen, Türen und Fenster zu schließen und im Haus zu bleiben – alles andere habe Zeit gebraucht. Als zweite Maßnahme habe man sich um die Gefährdungslage vor Ort gekümmert. Zudem hätte man erste Luftmessungen im Stadtgebiet durchgeführt, die aber erstmal keine Auffälligkeiten ergeben hätten. Die genauere und komplexe Analyse der Rußpartikel würde nun mehrere Tage dauern, so Friedrich.

Rückblick

Gegen 9.40 Uhr am Dienstagvormittag war das Feuer im CHEMPARK ausgebrochen; ein Tank mit Lösungsmitteln hatte gebrannt. Bis die Einsatzkräfte mit den Löscharbeiten beginnen konnten, dauerte es, weil zuerst noch eine Stromleitung vom Netz getrennt werden musste. Am Dienstagmittag war das Feuer dann gelöscht.

Für die Stadt Köln gab es am Dienstag keine offizielle Warnung: Die Luftmessungen der Feuerwehr seien unauffällig gewesen. Die dicke Rauchwolke war auch von Köln aus zu sehen.

Der Liveticker wurde am Dienstagabend um 19:25 eingestellt. Hier alle Entwicklungen des Tages:

19:20 Uhr: Traurige Gewissheit bei den Rettungsarbeiten: Die Explosion hat ein weiteres Todesopfer gefordert. 

19:00 Uhr: Mittlerweile dürfen auch die Leverkusener wieder Türen und Fenster öffnen. Es kommt aber an einigen Stellen noch Ruß herunter. Diesen solle man nicht wegmachen oder berühren. Aktuell stehen noch die Ergebnisse aus, ob die Inhaltstoffe gefährlich sind. Die Straßen würden vom Chempark aus gereinigt.  

17:00 Uhr: Die Zahl der Menschen, die aktuell medizinisch behandelt werden, ist laut Polizei auf 31 gestiegen, einige von ihnen haben schwere Verletzungen.

16.35 Uhr: Die Stadt Leverkusen hat zwei aktualisierte Warnungen herausgegeben.

  • Für den Stadtteil Bürrig: Bis auf Weiteres sollten Fenster und Türen geschlossen bleiben, wichtige Erledigungen könnten aber vorgenommen werden. Aktuell seien keine erhöhten Schadstoffkonzentrationen in der Luft messbar, weitere Messungen würden aber durchgeführt. Rußniederschlag soll bitte an die Bürgerhotline der Stadt gemeldet werden: 0214 - 4063 333.
  • Für das Stadtgebiet Leverkusen: Nach dem Brandereignis könne es im gesamten Stadtgebiet zu Niederschlag von Rußpartikeln kommen. Daher gelte folgende Handlungsempfehlung: Nahrungsmittel aus dem Garten vorsorglich nicht verzehren. Vorsorglich keine Spielplätze, Spielgeräte, Gartenmöbel, Pools etc. nutzen, auf denen Ruß niedergegangen ist. Vorsorglich keine Reinigung der verschmutzten Gegenstände vornehmen, da eine erhöhte Schadstoffkonzentration bislang nicht ausgeschlossen werden kann. Bei nicht aufschiebbaren Arbeiten im Garten vorsorglich Handschuhe tragen. Sollten Rückstände und Rußniederschläge auf den Grundstücken und Straßen entdeckt werden, bitte an die Bürgerhotline melden: 0214 - 4063 333.

15.18 Uhr: Unser Reporter Stefan Haase war bei der Pressekonferenz des CHEMPARKS mit dabei: Die Betreibenden seien in Gedanken bei den Angehörigen des getöteten Mitarbeiters und der Verletzen. Im Mittelpunkt stünde jetzt die Suche nach den weiteren vier Mitarbeitenden, die noch als vermisst gelten, sowie der weitere Schutz der Bevölkerung. Wie giftig die Rauchwolke war, kann laut des Betreibers Currenta zur Zeit noch nicht gesagt werden, es würden noch entsprechende Messungen mit Luftmessgeräten durchgeführt. Deswegen seien Anwohnende auch immer noch dazu aufgerufen, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Wann die Warnung wieder aufgehoben werden kann, steht noch nicht fest. Genauso wenig wie die Ursache für die verheerende Explosion.

14.03 Uhr: Es gibt ein Update von der Stadt Leverkusen: Demnach laufen aktuell die Nachlöscharbeiten. Gebrannt hätten flüssige Lösungsmittel. Derzeit sei von einer Eskalation der Lage nicht auszugehen, der Standort sei stabil.

Eine Einschätzung, ob in den Niederschlägen relevante Stoffe zu finden sind, sei nach Auskunft des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz noch nicht möglich. Die Spielplätze in Leverkusen-Bürrig und Opladen würden temporär als Vorsichtsmaßnahme bis auf Weiteres geschlossen. Die Messwerte seien aktuell aber im „grünen Bereich“. Als Vorsichtsmaßnahmen gelte: Nahrungsmittel im Garten abwaschen. Wer Rückstände und Rußniederschlag auf den Grundstücken und Straßen entdecken sollte, möge sich bitte bei der Bürgerhotline melden: 0214/406-33333.

13.40 Uhr: Der CHEMPARK teilt mit, dass einer der vermissten Mitarbeitenden nur noch tot geborgen werden konnte. Die Suche nach vier weiteren Vermissten läuft noch. 16 Mitarbeitende seien verletzt worden, zwei davon schwer.

13.32 Uhr: Die Kölner Polizei teilt mit, dass die A1 zwischen dem Autobahnkreuz Leverkusen und Kreuz Köln-Nord in beiden Fahrtrichtungen wieder freigegeben ist. Die innerstädtischen Sperrungen in Leverkusen bleiben aber noch bestehen.

13.10 Uhr: Das Feuer konnte gelöscht werden! Die Warnungen für die Bevölkerung gelten aber noch. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ordnet das Ereignis nach wie vor in die Warnstufe "extreme Gefahr" ein.

13.00 Uhr: Für 14 Uhr ist eine Pressekonferenz im CHEMPARK geplant. Unser Radio Köln-Reporter Stefan Haase ist auf dem Weg dorthin.

12.45 Uhr: Auch die weiteren Luftmessungen der Kölner Feuerwehr haben keine Auffälligkeiten im Kölner Stadtgebiet ergeben, teilt die Feuerwehr auf Twitter mit. Trotzdem würden die Messungen vorsorglich weitergeführt.

12.22 Uhr: Von der Stadt Leverkusen heißt es, derzeit brenne ein Tank mit Lösungsmitteln. Bis die Feuerwehr mit den Löscharbeiten beginnen konnte, musste demnach gewartet werden, bis eine Stromleitung vom Netz getrennt war - das sei jetzt geschehen. Die Löscharbeiten würden beginnen. Außerdem seien bislang vier Schwerletzte und zwölf Verletzte geborgen worden, fünf Personen würden noch vermisst.

12.15 Uhr: Der CHEMPARK teilt außerdem mit, dass für die Bevölkerung eine Hotline eingerichtet wurde, die unter folgender Nummer zu erreichen ist: 0214-2605 99333.

12.10 Uhr: In einer offiziellen Mitteilung des CHEMPARKS heißt es, gegen 9.40 Uhr sei es zu einer Explosion mit anschließendem Brand im Tanklager des Entsorgungszentrums Bürrig gekommen. Mehrere Mitarbeitenden des CHEMPARKS seien verletzt worden, mindestens zwei davon schwer. Sie befänden sich zur Zeit in ärztlicher Behandlung. Fünf Mitarbeitende würden vermisst.

11.30 Uhr: Laut Stadt Köln besteht weiterhin keine Gefahr für das Kölner Stadtgebiet. Die Kölner Feuerwehr führe in den angrenzenden Kölner Stadtteilen aber vorsorglich Luftmessungen durch!

11.26 Uhr: Auch die Kölner Polizei bittet dringend darum, den gesamten Bereich in Leverkusen großräumig zu meiden und die Straßen für die Einsatzkräfte freizuhalten.

11.07 Uhr: Die Kölner Feuerwehr ruft auf Twitter dazu auf, dringend eine Rettungsgasse auf den Autobahnen zu bilden! Das betrifft zur Zeit den Westring und die folgenden Autobahnen:

  • A1 zwischen Köln-Niehl und Kreuz Leverkusen.
  • A3 zwischen Kreuz Leverkusen und Dreieck Langenfeld.
  • A59 zwischen Kreuz Monheim-Süd und Kreuz Leverkusen-West.

Autofahrende sollen den gesamten Bereich bitte großräumig umfahren.

10.54 Uhr: Die Sperrungen betreffen auch die A3 und die A59 rund um Leverkusen.

10.38 Uhr: Laut Kölner Polizei wird jetzt auch die A1 zwischen Kreuz Leverkusen und Köln-Nord in beiden Fahrtrichtungen voll gesperrt.

10.20 Uhr: Wer sich in Leverkusen aufhält, soll sich so schnell wie möglich in ein Gebäude begeben. Anwohnende sollen Fenster und Türen geschlossen halten. Mittlerweile heulen in Leverkusen auch die Sirenen.

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