Warum ist der Ausbau so umstritten?

Es war die wahrscheinlich zwiespältigste politische Entscheidung Kölns in diesem Jahr: Sollte der FC sein Trainingsgelände im Landschaftsschutzgebiet Grüngürtel ausbauen dürfen, oder nicht? Darüber hat der Stadtrat am Donnerstag entscheiden. Und nach einer geheimen Abstimmung grünes Licht für die Ausbaupläne gegeben. Worum es genau ging und wer welche Position hatte, könnt ihr hier noch einmal nachlesen.

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Worum ging es?

Es ging um die Pläne des 1. FC Köln, sein im Landschaftsschutzgebiet Grüngürtel bestehendes Trainingsgelände zu erweitern. Konkret geplant sind aktuell drei Kunstrasenplätze, vier Kleinspielfelder und ein Leistungszentrum inklusive Infrastruktur und Flutlicht. Die benötigte Landfläche Gleueler Wiese soll vom Eigentümer Stadt Köln gepachtet werden.

Das Problem

Der betroffene Äußere Grüngürtel ist nach dem Ersten Weltkrieg als Denkmal und Landschaftsschutzgebiet entstanden. Er sollte nach dem Willen des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Adenauer den Bürgern zur Erholung dienen.

Bauvorhaben in Landschaftsschutzgebieten wie dem Grüngürtel unterliegen strengen rechtlichen Auflagen. So dürfen Eingriffe etwa nicht den Charakter der Schutzfläche verändern. Ein „überwiegendes öffentliches Interesse“ könnte unter Umständen Bauvorhaben ermöglichen. Dafür müssten dann aber Ausgleichsflächen geschaffen werden. Ob das auch für die Pläne des 1. FC Köln auf der Gleueler Wiese gilt, ist umstritten.

Einerseits ist der Verein ganz klar das emotionale Aushängeschild Kölns und gleichzeitig gesellschaftliches Bindungsmittel in Köln und der Region. Andererseits ist er eben auch ein Privatunternehmen, eine GmbH und Co. KGaA, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien.

Die Gleueler Wiese

... ist eine Wald- und Wiesenfläche. Auf fast 5 Hektar leben viele Tiere wie Vögel und Insekten sowie zahlreiche Pflanzenarten. Das Umland bezieht hier Teile des Grund- und Trinkwassers. Das Gelände bindet Kohlendioxid und gilt als Klimaanlage Kölns. Unter dem Areal werden zudem römische Siedlungs- und Festungsreste vermutet.

Änderung des Flächennutzungsplanes: Erweiterung RheinEnergieSportpark in Köln-Sülz© Stadt Köln
Änderung des Flächennutzungsplanes: Erweiterung RheinEnergieSportpark in Köln-Sülz
© Stadt Köln

Der Stadtrat

... hat nun am Donnerstag, den 18. Juni, entschieden, dem Bebauungsplan zuzustimmen. Durch die Stimmen von SPD, CDU und der FDP hat der 1. FC Köln jetzt formal grünes Licht, weiter zu planen.

Für diesen Fall wurden aber bereits im Vorfeld Klagen von Anwohnern und Umweltschützern angekündigt. Es droht also ein langer Rechtsstreit.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Grüne, Linke und die Ratsgruppe GUT waren gegen die konkreten Planungen im Grüngürtel und sprachen sich für Alternativen aus.

Welche Alternativen hätte es geben können?

Der Vorschlag von Oberbürgermeisterin Reker und der Verwaltung sah vor, den Bebauungsplan nicht zu beschließen. Stattdessen sollte nach einem alternativen Standort gesucht werden, etwa in Marsdorf. Geprüft werden sollte unter anderem, ob nur ein Teil der Pläne im Grüngürtel umsetzbar gewesen wäre. Die Linken hatten die Sportanlagen am Salzburger Weg in Stadionnähe als Alternative vorgeschlagen.

Die Kritiker

Sie sehen die grüne Lunge Kölns in Gefahr. Das Interesse des 1. FC Köln als Privatunternehmen könne nicht über den Interessen der Bürger stehen. Ein wichtiger Naherholungsbereich würde zerstört. Durch den Ausbau und die damit einhergehende Privatisierung würden Bürger kein Verweilrecht mehr haben.

Die Privatisierung zerstöre außerdem einen einzigartigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Und die Ausbaupläne würden die städtischen Klimazustände wie Hitzeinseln weiter zuspitzen. Eine Kompensation durch Ausgleichsmaßnahmen sei kaum möglich.

Bei der Bürgerbeteiligung hatten sich zwei Drittel der Menschen gegen die Ausbaupläne ausgesprochen. Der BUND hat Klagen angekündigt.

Die Befürworter

Der Ausbau des Leistungszentrums samt modernen Kunstrasenplätzen sei entscheidend für die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des FC im modernen Profi- und Nachwuchsbereich.

Die Ausbaupläne seien sowohl mit dem Klimaschutz als auch mit dem Denkmalschutz vereinbar. Die Pläne würden dem Stadtklima nicht schaden. Auch, weil alle Eingriffe klimaneutral kompensiert würden. Genau wie die Ausbaugegner hatte der FC auch versucht, seine Mitglieder für die Bürgerbeteiligung zu mobilisieren. Bei der Bürgerbeteiligung hatte sich ein Drittel der Menschen für die FC-Pläne ausgesprochen. Viele von ihnen wohnen aber nicht in Köln.

Die politische Dimension

... hat durchaus Sprengkraft. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker war gegen die Ausbaupläne des 1. FC Köln. Das traf auch für die Grünen und die Linke sowie die Ratsgruppe GUT zu. Reker wird im Kommunalwahlkampf aber auch von der CDU gestützt. Die hatte sich klar für die Ausbaupläne ausgesprochen. Es droht eine Zerreißprobe.

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